Dienstag, 26. Januar 2010

Hallo, Herr Passant

Als Luiza neu in Deutschland war, grüßte sie überall die Menschen.
Selbst wenn sie in die Straßenbahn einstieg, strahlte ihr Gesicht, und sie begrüßte die Passagiere. Diese schauten sie jedoch meist nur schräg aus den Augenwinkeln an und lediglich der ein oder andere mittelalte Mann entgegnete ihr mit einem "Hallo!".
Es fiel ihr gar nicht auf, dass sie die einzige war, die so fleißig grüßte, bis ihr einmal eine Freundin zuflüsterte: "Luiza, das macht man hier nicht!".
Natürlich wollte sie nicht auffallen und so gewöhnte sie sich von heute auf morgen um.
Als sie Jahre später mit ihrer Schwester durch ihre Stadt in Brasilien lief, grüßte ihre Schwester jeden Passanten auf der Straße. So sehr hatte sie sich an Deutschland gewöhnt, dass sie ihre Schwester fragte "Kennst du die Leute alle, oder warum sagst du jedem guten Tag?". Erstaunt schaute ihre Schwester sie an "Luiza, das macht man hier so!".
So gingen sie weiter und sie grüßte von nun an im Chor mit ihrer Schwester jeden Passanten. Luiza war allerdings so verwirrt, dass sie stocksteif neben ihrer Schwester lief, lediglich ein Hallo murmeln konnte und nicht in der Lage war, ihr Gesicht zu einem Lächeln zu bewegen.

Samstag, 23. Januar 2010

Schild-Bürger: 2 Frauen

Warum soll man hier 2 Frauen abstellen?
Oder ist es eher das hier: Link?
(Es könnte aber auch ein MuKi-Parkplatz sein. Auf jeden Fall wird es über die Garagenverordnung geregelt)

Samstag, 16. Januar 2010

Ekel

Maria fand es eklig.
Als sie das erste Mal in einer Bäckerei stand, traute sie ihren Augen nicht als sie sah, wie der Verkäufer erst das Brot mit bloßen Händen anfasste und dann mit der gleichen Hand das Geld in Empfang nahm.
In Portgual wäre dies unmöglich gewesen. Der Verkäufer hätte das Brot niemals mit den Händen berührt, sondern eine Zange oder einen Handschuh benutzt.
Und das Geld? Für die Portugiesen gibt es kaum etwas Schmutzigeres. Kranke berühren es, Bettler stecken es in ihre Schuhe - es geht von ungewaschener Hand zu ungewaschner Hand.
Niemals würde man Geld auf einen Tisch legen. Weder im Restaurant, noch in der Küche, noch im Wohnzimmer. Genauso gut könnte man dort Hundekot platzieren.
In den folgenden Wochen in Deutschland begegnenten Maria noch viele weitere Beispiele, die ihr kalte Schauer den Rücken hinunter jagten.
Wie zum Beispiel der Eisverkäufer, der das Hörnchen direkt anfasste, anstelle den Fuß des Hörnchens in eine kleine Papiertüte zu stecken. Oder die Kunden im Supermarkt, die das Obst im Regal nicht nur mit bloßen Händen berührten, sondern es nahmen, drückten und wieder zurücklegten.
Entgegen all ihrer Erwartungen kam ihr Deutschland dreckig und unhygienisch vor, und sie brauchte eine Weile, um den größten Ekel zu überwinden.
Dafür identifizierte sie eines Tages voller Freude einen Landsmann, ohne mit ihm viele Worte gewechselt zu haben: Sie kaufte eine Waffel, die am Verkaufsstand frisch gebacken wurde. Der Verkäufer schüttete den Teig in die Form, nahm die Waffel mit einer Zange heraus, legte sie auf ein Papptellerchen und zog sich schließlich einen Handschuh an, um das Geld entgegenzunehmen.
Vom Gesehenen völlig überrascht fragte sie ihn ohne Umschweife, ob er aus Portugal sei. Er bejahte und Maria genoß die blitzsaubere Waffel wie selten eine Waffel zuvor.

Montag, 11. Januar 2010

Anders Unfreundlich

Veronkia weiß bis heute nicht, ob sie sich an die Sitten in deutschen Cafés gewöhnt hat.
Von Wien war sie es gewohnt, dass es normal war, auch einmal allein in ein Café zu gehen, einen Kaffee zu bestellen und dann endlos lange in der riesigen Auswahl an Zeitungen und Magazinen zu lesen.
In Deutschland muss sie Glück haben, wenn es überhaupt den Stern und die Lokalzeitung gibt. Und dann kommen alle Nase lang die Kellner und fragen, ob sie noch etwas haben möchte, bis sie schließlich genervt zahlt und geht.
Überhaupt war sie anfangs überrascht, feststellen zu müssen, dass Kellner in Deutschland meist Studenten sind, war sie doch von Wien Menschen gewohnt, die eine spezielle Ausbildung durchlaufen hatten und ihre Arbeit mit höchster Professionalität exerzierten.
Nicht dass sie freundlicher wären als in Deutschland, aber sie sind anders unfreundlich. Professionell unfreundlich. Sie sind schroff, lächeln nicht, halten sich jedoch an die Form, kommen umgehend zum Tisch des Gastes, sagen alle notwendigen Floskeln und bringen das Georderte tadellos vorbei.
Zu einem Kaffee wird in Wien stets ein Glas Wasser gereicht. Etwas, das ihr in Deutschland nie passiert. Fragt sie hingegen freundlich nach einem Glas Leitungswasser, so wird sie oft angeschaut, als wäre sie nicht ganz richtig im Kopf und missgelaunt wird das Wasser nachgereicht.
Die Cafés, mit denen Veronika aufwuchs, waren speckig, verraucht, modrig und abgestanden. Mobiliar und Kellner eingeschlossen. Wobei letztere so aussahen als würden sie schon 300 Jahre in dem Café arbeiten.
Dennoch hat alles Stil und ja, Kultur. So wird zum Essen, das es in jedem Café in guter Qualität und Auswahl gibt, stets ein Deckchen auf den Tisch ausgebreitet. Danach wird das Essen in perfekter Form gebracht und der Gast in Ruhe gelassen.